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Inhaltsverzeichnis
Die Entwicklung des Sportkletterns
Das Freiklettern
Für den Beginn des Kletterns als Sportart gibt es ein relativ genaues Datum. In den Märzwochen des Jahres 1864 machten sich fünf Mitglieder des Männer-Turnvereins zu Schandau auf, um den imposanten, freistehenden Sandsteinfelsen "Falkenstein" in der sächsischen Schweiz, zu besteigen. Zwar nutzten sie auf ihrer Klettertour Hilfsmittel, wie zum Beispiel Leitern, die im heutigen Sportklettern nicht mehr erwünscht sind, jedoch gilt diese Besteigung des Falkensteins aufgrund ihrer vorwiegend sportlichen Motivation als Geburtsstunde des modernen Kletterns.
Das Klettern ohne Hilfsmittel fand zehn Jahre später mit der Besteigung des Mönchs bei Rathen durch Otto Ewald Ufer und H. Frick seinen Anfang. Das Seil wurde hier nur noch zum Absichern verwendet und damit war das Freiklettern geboren. Von diesen ersten zaghaften Anfängen ausgehend, erlangte die neue Sportart in den ausgehenden Jahren des neunzehnten Jahrhunderts vor allem in der sächsischen Schweiz zunehmende Popularität. Im Jahr 1908 veröffentlichte Rudolf Fehrmann einen Kletterführer, der in einem Nachtrag im Jahr 1913 auch Kletterregeln für die sächsische Schweiz beinhaltete.
In den Grundzügen waren diese Regeln bereits in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts von Oscar Schuster, einem der Pioniere des Freikletterns, entwickelt worden. Sie gelten heute immer noch fast unverändert fort und bilden auch international die Grundlage für das Reglement des Freikletterns. Oscar Schuster war es auch, der als einer der Ersten eine Schwierigkeitsskala einführte. Er unterschied damals jedoch nur drei verschiedene Schwierigkeitsgrade, weit entfernt von den heutigen komplexen Skalen, die im Klettersport Anwendung finden.
Von Sachsen aus verbreitete sich die neue aufregende Bewegung langsam, aber stetig über die ganze Welt. Vor allem die Emigration vieler Deutscher in die USA während der Nazi-Zeit half dabei, das Freiklettern auch auf der anderen Seite des Atlantik bekannt und populär zu machen. Auch hier wurden die Kletterregeln der sächsischen Schweiz übernommen und mit der Zeit an amerikanische Bedürfnisse angepasst.
Das Bouldern
1890, also zur selben Zeit, als das Freiklettern in Sachsen seine erste Blüte erlebte, begannen die sogenannten „Bleausards“, die zahlreich im Wald herumliegenden Felsblöcke in den Wäldern von Fontainebleau nahe Paris zu erobern. Die Bleausards waren eine Gruppe kletterbegeisterter Einwohner der Stadt Fontainebleau. Damit war das erfunden, was später als Bouldern, also das Klettern ohne Hilfsmittel in Absprunghöhe, bekannt werden sollte. Doch nicht nur in Frankreich, auch in Großbritannien fanden Bewegungen in diese Richtung statt. Oscar Eckenstein, ein erfolgreicher Alpinist deutscher Abstammung, gilt als Pionier des Boulderns in England. Er bekletterte zusammen mit seinen Bergsteigerkollegen die zahlreichen Felsen im Lake District. Was zuerst hauptsächlich als Vorübung für alpine Unternehmungen gedacht war, entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte zu einer eigenständigen Sportart.
Als Vater des modernen Bouldersports gilt der US-Sportler John Gill, der Mitte der 1950er-Jahre das Bouldern für sich entdeckte. Er glänzte nicht nur durch sportliche Höchstleistungen, sondern entwickelte neue Klettertechniken durch die von ihm entwickelten dynamischen Bewegungsabläufe. Durch seine Veröffentlichungen sorgte er für den theoretischen Unterbau, der auch heute noch Gültigkeit hat. John Gill war es auch, der das Magnesium als Hilfsmittel gegen Abrutschen in den Klettersport einführte.
Seit den 1970er-Jahren und insbesondere seit den 1990er-Jahren hat der Bouldersport einen enormen Aufschwung erlebt. Die große Popularität führte dazu, dass Bouldern bei den Kletterweltmeisterschaften in Winterthur im Jahr 2001 erstmals als eigene Disziplin präsent war.
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Das technische Klettern
Das technische Klettern mit Hilfsmitteln entwickelte sich parallel zum Freiklettern. Die technische Entwicklung der Ausrüstung war erst ab den 1920er-Jahren soweit, sodass sich dieser Zweig des Klettersports erst nun richtig entfalten konnte. Vor allem in den Alpen wurde das technische Klettern mit Enthusiasmus vorangetrieben, was dazu führte, dass in den 1930er-Jahren viele vorher unzugängliche Bergwände zum ersten Mal durchstiegen werden konnten. Die immer ausgefeilteren technischen Möglichkeiten wie hochwertige Kletterseile oder der Einsatz von Bohrhaken ermöglichten vor allem nach dem zweiten Weltkrieg die Eroberung der gesamten Bergwelt. Die Grenzen des Machbaren wurden immer weiter verschoben, sodass es am Ende nichts mehr gab, was nicht geklettert werden konnte. Das führte letztendlich zu einer Krise des technischen Kletterns und zu einer Rückbesinnung auf das Freiklettern in den 1970er-Jahren. Technisches Klettern ist heutzutage vor allem noch im Bigwall-Klettern und bei der Durchsteigung extrem langer Routen in den Alpen von Bedeutung.
Das Freiklettern wird wiederentdeckt
Die Geschichte des Kletterns wurde immer wieder von herausragenden Persönlichkeiten geprägt, die die Verbreitung und technische Entwicklung des Sports wesentlich beeinflussten. Das technische Klettern war Ende der 60er-Jahre in eine Sackgasse geraten. Wo war das große Abenteuer, wenn alles machbar war? Das Klettern ohne Zuhilfenahme von allerlei Hilfsmitteln erschien auf einmal wieder wesentlich reizvoller. Die Wiederbelebung des Freikletterns in Europa wurde praktisch im Alleingang von Kletterern wie Kurt Albert oder dem Österreicher Heinz Zak vorangetrieben. Kurt Albert hatte sich bei Besuchen im Yosemite-Nationalpark und in der sächsischen Schweiz angeschaut, welche enormen Leistungen im Bereich des Freikletterns möglich waren.
Diese Erfahrungen nutzte er dazu, 1975 im damaligen Westdeutschland den Begriff des Rotpunkt-Klettern einzuführen und verhalf damit dem Freiklettern damit nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zu einem nachhaltigen Höhenflug. Rotpunkt beschreibt das freie Durchsteigen einer dem Kletterer bekannten Route im Vorstieg in einem Zug. Dieser Begehungs-Stil wurde in der englischsprachigen Welt als redpoint bekannt.
Heinz Zak dagegen war nicht nur Kletterer, sondern auch ein professioneller Fotograf. Er dokumentierte seine Kletterabenteuer mit der Kamera und verhalf durch seine spektakulären Bilder, das Freiklettern einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Geschichte des Kletterns wäre aber nicht komplett, ohne den Namen des vielleicht besten Freikletterers aller Zeiten zu nennen: Wolfgang Güllich.
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Dieser Ausnahmeathlet verschob ab den 80er-Jahren die Grenzen des Machbaren weit über das bis dahin Bekannte hinaus. Neue Techniken und Trainingsmethoden, spektakuläre Erstbesteigungen und ein Auftritt als Double von Sylvester Stallone in „Cliffhanger“ zementierten den Ruf dieses legendären Extremsportlers und verhalfen dem Klettersport zu einem immer größeren Zulauf.
Das Freiklettern hat in den letzten Jahrzehnten unglaublich an Popularität gewonnen. Allein heute gibt es im deutschsprachigen Raum über 400.000 aktive Kletterer. Dazu beigetragen haben natürlich auch verbesserte Trainingsmöglichkeiten, von denen die frühen Pioniere des Klettersports nur träumen konnten. So gibt es mittlerweile in Deutschland mehr als 450 Kletterhallen, die optimale Voraussetzungen für Wettkampf und Training bieten.
Klettern als Wettkampfsport
Mit der zunehmenden Popularität war es nur eine Frage der Zeit, dass auch Meisterschaften im Klettersport ausgetragen wurden. 1981 fand in Konstein im nördlichen Frankenjura ein legendäres Kletterfestival statt, das als „Woodstock des Kletterns“ in die Geschichte einging. Auch andernorts wurden erste internationale Kletterwettbewerbe organisiert, so zum Beispiel in Bardonecchia und Arco in Norditalien. Das Sport Roccia, das 1985 in Bardonecchia stattfand, gilt als die Urmutter der heute ausgetragenen Kletterwettkämpfe.
Im Jahr 1991 fand in Frankfurt am Main die erste Weltmeisterschaft im Sportklettern statt. Im Laufe der Jahre folgte dann eine Aufteilung der Weltcups in verschiedene Arten des Sportkletterns, sodass es seit Ende der 90er-Jahre Weltmeisterschaften in den Disziplinen Lead, Boulder und Speed gibt. Inzwischen gibt es auch eine eigenständige Organisation, die International Federation of Sport Climbing (IFSC), die das Sportklettern fördert. Ab 2020 wird Sportklettern schlussendlich eine olympische Disziplin. Bei den olympischen Spielen in Tokyo werden sich erstmals die besten Kletterer der Welt messen.
Von den einfachen Kraxelanfängen in der sächsischen Schweiz bis zum heutigen Stand hat dieser Sport eine revolutionäre Entwicklung durchgemacht und wird sich sicherlich auch in Zukunft weiter verändern. Das Klettern wird jedoch stets von starken Persönlichkeiten geprägt sein, die dem Klettersport durch Willenskraft und Ausdauer, Konzentration und Teamfähigkeit neue Horizonte eröffnen können.