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Was für Kletterarten gibt es?
Die Allgemeinheit dürfte Klettern weitestgehend einfach nur als irgendeinen Sport ansehen. Erst bei genauerer Betrachtung fällt den meisten auf, dass es eine Vielzahl an unterschiedlichen Disziplinen gibt. Jede ist auf ihre Art besonders. Einige Kletterarten zielen auf den reinen Sport- und Freizeitgedanken ab, andere auf den puren Nervenkitzel und wieder andere bringen dich an deine körperliche Leistungsgrenze. Im Folgenden möchten wir euch die verschiedenen Kletterarten ein wenig näher bringen, indem wir jede einzelne von diesen kurz beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
Freiklettern
Anders als die Begrifflichkeit zunächst vermuten lässt, handelt es sich beim Freiklettern oder auch Freeclimbing nicht um das Klettern ohne Seil. Vielmehr ist die allgemeine Begehung von Routen ohne künstliche Griffe oder Tritte gemeint. Der Einsatz von Zwischensicherungen und Seil rein aus Sicherungszwecken sind somit fester Bestandteil dieser Disziplin. Sobald sich der Kletterer aber beispielsweise durch das Hochziehen an der Expresse einen Vorteil verschafft, fällt das schon in eine andere Kletterart, der technischen Kletterei. Aber dazu später mehr. Im Laufe der Jahre haben sich für das Freiklettern einige, teils sehr subjektive, Bewertungssysteme bezüglich der Schwierigkeitsgrade einer Route entwickelt. Diese sind als Anhaltspunkt auch bestens geeignet. Da die Systeme von Land zu Land abweichen können, gibt es mittlerweile zahlreiche "Umrechen-Tabellen".
Technisches Klettern
Diese Nebenform des Felskletterns kommt überwiegend dann zum Einsatz, wenn der Kletterer beim Freiklettern an seine Grenzen stößt. Hierbei wird dann auf künstliche Hilfsmittel als Aufstiegshilfe zurückgegriffen. So zieht man sich beispielsweise an zuvor gelegten Zwischensicherungen wie Bandschlingen oder Expresssets hoch. Neben dieser gängigen Vereinfachung der Route gibt es auch das sogenannte Hochnageln. Speziell dafür vorgesehenes Material wird wenige Millimeter in den Fels geschlagen um sich einen Vorteil bei der Höhenüberwindung zu schaffen. Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten schwierige Passagen zu überwinden. Im Allgemeinen kann man sagen, bei technischem Klettern werden nicht nur natürliche Griffe und Tritte im Fels genutzt.
Sportklettern
Diese Art des Kletterns birgt wohl zweifelsohne die geringsten Risiken und ist daher gerade bei Einsteigern äußerst beliebt. Wesentliches Merkmal von Sportkletterrouten sind zahlreich vorhandene, fixe Zwischensicherungen. In erster Linie bringen hier Erstbegeher feste Expansions- oder Klebehaken, auch Bolts genannt, in relativ geringen Abständen an. Das Legen von mobilen Sicherungen wie Klemmkeilen oder Friends entfällt also. Der Kletterer kann sich also komplett auf das Begehen der Route fokussieren. Ein weiteres Plus dieser Variante ist, dass am Ende einer Route oder einer Seillänge zwei weitere fixe Haken vorhanden sind. So ist auch das Ablassen oder Nachsichern kein Problem. Des einen Freud ist jedoch gleichzeitig des anderen Leid. Durch das Einbohren der Bolts in die Felswand wird teils massiv in die Natur eingegriffen. Viele empfinden dies zudem als Zerstörung des optischen Erscheinungsbildes. In Summe ist es nicht verwunderlich, dass es diese Art des Kletterns mittlerweile in das Programm der olympischen Spiele geschafft hat.
Plaisir-Klettern
Das Genussklettern ist mehr oder weniger eine Unterkategorie des Sportkletterns. Wie der Name schon andeutet, steht hier der Spaß und der Genuss absolut im Vordergrund. Es wäre vermessen, beim Klettern egal welcher Art von "gefahrlos" zu sprechen, doch das ist beim Plaisir-Kletter mehr oder weniger das Ziel. Entsprechende Routen sind weit unter dem eigenen Maximum und hervorragend abgesichert. Ihr solltet euch aber nie darauf verlassen und entsprechende Vorsicht sowie Konzentration an den Tag legen.
Alpinklettern
Dieser Stil ist auf jeden Fall zu den Königsdisziplinen dieses Sports zu zählen und nur Profis mit entsprechender Erfahrung zu empfehlen. Namensgeber dieses umfassenden Kletterbereichs sind die Alpen, die sich quer durch Mitteleuropa erstrecken. Alternativ spricht man auch vom Alpinstil. Das Ziel ist in der Regel, in einer Tour beziehungsweise an einem Stück einen Berggipfel zu erreichen. Das gesamte Material, welches dafür von Nöten ist, wird selbst getragen. Neben der Tatsache, dass es keine fixen Zwischensicherungen gibt, kommen Gefahren wie Wetterschwankungen, Lawinen, Schnee, Eis oder sogar Gletscherspalten auf den Kletterer zu. Es gehört also weitaus mehr dazu als "nur" das Klettern einer Route.
Bigwall-Klettern
Diese Art des Kletterns ist gleichermaßen faszinierend wie risikoreich. Touren, die als Bigwall-Klettern bezeichnet werden, erstrecken sich über mehrere Tage und befinden sich meist an sehr abgelegenen Orten. Das Nachtlager wird dabei mittels Portaledges, einem mobilen Schlafplatz, mitten in der Felswand aufgebaut. Wie sich sicher jeder denken kann, ist hierbei also nicht allein das Klettern sondern vielmehr auch der logistische Aufwand eine echte Herausforderung. Teils mehrere hundert Kilo Equipment, bestehend aus Klettermaterial, Lebensmitteln und Kleidung, müssen mit hoch geschleppt werden. Trotz all dieser Fakten gibt es keine klare Definition, ab wann eine längere Kletterroute als Bigwall-Route bezeichnet wird.
Free Solo
Beim Free Solo geht es um das Erklimmen von Bergen, Felswänden oder Routen im Alleingang. Besonderheit ist dabei der komplette Verzicht auf Sicherungs- und Hilfsmittel. Einzig Chalk dient als Unterstützung. Ohne das Risiko anderer Kletterarten herunterspielen zu wollen, ist diese Disziplin zweifelsohne die gefährlichste. Kletterer begeben sich bei jeder Tour in absolute Lebensgefahr. Nicht zuletzt deswegen wagen sich nur wenige Menschen an diese Herausforderung. Namhafte Größen der Szene sind unter anderem Wolfgang Güllich, Alexander Huber, Alain Robert und zur Zeit vor allem Alex Honnold.
Bouldern
Neben dem Sportklettern ist speziell das Bouldern im Laufe der Jahre immer populärer geworden. Dies zeigt auch der Bestandteil als Disziplin bei den olympischen Spielen. Ausüben kann man es sowohl draußen am Fels als auch in der Halle an künstlichen Wänden. Klettern ohne Hilfsmittel in Absprunghöhe sind dabei die wichtigsten Kennzeichen. Materialien wie Seil, Klettergurt oder Karabiner kommen daher nicht zum Einsatz. Darüber hinaus bestehen Routen bei dieser Disziplin häufig nur aus wenigen aber technisch sehr anspruchsvollen Zügen. Um das Verletzungsrisiko zu mindern, finden im Outdoorbereich kleine, transportable Matten unter der Route Anwendung. In Hallen ist in der Regel der gesamte Boden mit einer riesigen "Matte" ausgelegt, die dem selben Zweck dient.
Deep Water Soloing
Sommer, Sonne und das kühle Nass. Mehr braucht ihr neben Kletterschuhen und Chalk für diese Variante nicht. Ähnlich dem Bouldern wird auch hier gänzlich auf Sicherungsmittel verzichtet. Einzige Voraussetzung, der Fels befindet sich direkt über tiefem Gewässer. So gehst du im Sturzfalle baden. Da Wasser für das Deep Water Soloing zwingend erforderlich ist, findet ihr die besten Spots logischerweise vorwiegend in Küstenregionen warmer Länder.
Eisklettern
Eisklettern ist eher etwas für die Hartgesottenen unter uns. Wie die Bezeichnung erahnen lässt, wird hier nicht am blanken Fels, sondern an Eiswänden geklettert. Dazu zählen flachere Eisfelder, mit Eis überzogene Felswände, gefrorene Rinnen im Fels sowie gefrorene Wasserfälle. Für viele liegt hier der Reiz mitunter in der erhöhten Individualität. Denn auch wenn jeder Fels anders ist, ist Eis durch seine verformende Eigenschaft noch variantenreicher. Zum Einsatz kommen hier neben gängigen Materialien noch Steigeisen, Eisschrauben sowie Eispickel hinzu.
Zusammenfassung
Wie ihr seht, gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Disziplinen im Klettersport. Wenn ihr mit der Natur verbunden seid und eure Zeit nicht immer in einer Kletterhalle verbringen möchtet, findet ihr für jede Jahreszeit passende Kletterarten, die ihr im Freien ausüben könnt. Vom Frühling bis Herbst könnt ihr euch fast ganzjährig am Sportklettern oder an Klettersteigen erfreuen. Im Sommer eignen sich vor allem ausländische Ziele wie Spanien oder Italien sehr gut zum Deep Water Soloing. Und wenn es im Winter mal kälter wird - auch kein Problem. Dann könnt ihr an einem der vielen Kletterspots am Eisklettern euren Spaß haben.
Und wenn euch die Temperaturen zu kalt sind könnt ihr auch im Winter jederzeit in das Ausland flüchten. Wir selbst waren dazu über die Wintermonate bereits am El Chorro in Spanien oder auf Mallorca unterwegs. Hier sind die Temperaturen auch im Winter gut zum Klettern geeignet und ihr müsst nicht frieren. Nun liegt es an euch, welcher dieser Kletterarten ihr eure Leidenschaft zukommen lasst.
Wenn ihr Kinder habt und sie bereits in der Kletterhalle Spaß am Klettern gefunden haben, gibt es kein Hindernis, warum eure Kinder diesen Sport nicht auch draußen ausüben sollten. Insbesondere beim Sportklettern gibt es viele Klettergebiete, die für Kinder gut geeignet sind. Aber auch Klettersteige und das Plaisir-Klettern sind meist sehr kinderfreundlich.