Klettern bei Olympia in Tokio – Olympic Combined

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Aktuelles: Auf Grund der Corona Pandemie sind die Olympischen Spiele verschoben worden und haben nicht wie geplant im Sommer 2020 stattgefunden. Aktuell finden diese aber statt, lediglich ohne bzw. mit begrenzten Zuschauern.

Klettern bei den olympischen Spielen 2020 / 2021

Klettern wird olympisch: Erstmals wird es 2021 in Tokio bei den Olympischen Sommerspielen ins Programm aufgenommen. Das IOC hat allerdings Einfluss auf den Wettkampfmodus genommen. Es werden nicht die drei Einzeldisziplinen Bouldern, Speed und Lead jeweils für sich bewertet, sondern ihre Kombination, die dann “Olympic Combined” heißt. Klettern bei Olympia... die Kletterwelt steht Kopf.

Einfluss auf nationale Wettkämpfe

Das neue olympische Format beim Klettern hat die Austragung von Wettkämpfen hierzulande verändert. Seit August 2016 wissen die Sportler und der DAV (Deutscher Alpenverein) zwei Dinge: 1. Klettern wird olympisch, 2. es wird zumindest 2020 in Tokio in der Olympic Combined Leed-Bouldern-Speed geklettert. 2024 könnten sich die Regeln unter Umständen wieder ändern (siehe unten).

Der DAV treibt nun seit der Bekanntgabe 2016 das Klettern auf Leistungsebene voran. Der erfahrene Verband führt schon seit 1989 Kletterwettkämpfe durch, er betrachtet Olympia als Krönung der eigenen jahrelangen Bemühungen um die Anerkennung des Kletterns als Wettkampfdisziplin. Dementsprechend dürften nationale Wettkämpfe in nächster Zeit bevorzugt im Olympiamodus für 2020 ausgetragen werden. Das gilt allerdings in dieser strengen Form nur bis zum Juni 2019. Dann entscheidet das IOC über den Modus für Paris 2024, der wahrscheinlich nochmals verändert wird. Speed könnte dann wieder zur eigenen Disziplin werden. Aber auf jeden Fall ist auch dann wieder das Klettern bei Olympia präsent.

Wer jetzt schon Klettern als Wettkampfsport betreibt und dabei so gut ist, dass sie/er sich Chancen auf eine Olympiateilnahme 2024 ausrechnet, könnte also auch auf den Modus für die Pariser Olympischen Spiele setzen. Es gibt sehr viele Kletterer in Deutschland und Mitteleuropa, die Alpen ziehen den Nachwuchs magisch an. Klettern verlangt Kraft und Athletik, es ist aber auch ein höchst ästhetischer Sport, der als Sinnbild schlechthin für Energie und Körperbeherrschung gilt. Dem DAV sei Dank konnte sich Klettern in Deutschland als Wettkampfdisziplin gut etablieren. Es existiert daher nicht nur die Gesundheits- und Freizeitkletterszene, sondern auch eine gut organisierte Struktur für das Wettkampfklettern. Reizvoll sind für die AthletInnen die unterschiedlichen Anforderungen der drei Disziplinen Bouldern, Lead und Speed, die wir uns nachfolgend näher anschauen wollen.

Lead

Olympia 2020 leadIn dieser bekanntesten Disziplin des Kletterns werden schon seit den 1990er Jahren auch in Deutschland Wettkämpfe ausgetragen. Anfangs kletterten die Sportler in echten Felsen, doch inzwischen finden die Wettkämpfe ausschließlich an Kunstwänden zwischen 10 und 20 Metern Höhe statt. Ideal also für das Klettern bei Olympia. Es geht beim Lead um Kraft, Ausdauer und taktische wie technische Finesse. Das Ziel besteht darin, eine vorgegebene Route in einem festgelegten Zeitlimit möglichst sturzfrei zu bewältigen und dabei höher als andere Kletterer zu steigen.

Zu den Regeln gehört, dass die Kletterer im Vorstieg ihre Zwischensicherungen komplett selbst einhängen. Wettkämpfe werden in der Regel in den beiden Modi “Flash” und “Onsight” ausgetragen. Beim Flash – dem Qualifikationsmodus – beobachten die Athleten ihre Konkurrenz. Auch kann zum Wettkampfbeginn ein Routenbauer die vorgegebene Route demonstrieren. Im Onsight-Finale halten sich die KletterInnen – alle Finalisten gemeinsam – vorab in einer Isolationszone auf. Sie haben zwischendurch sechs Minuten Zeit für das Einprägen der Route und der Griffabfolgen. Vor ihrem Start befinden sie sich stets in der Isolationszone, aus der sie einzeln für ihren Wettkampf aufgerufen werden.

Das bedeutet: Sie können nicht aus den Fehlern ihrer Vorgänger im Wettkampf lernen. Das ist zweifellos anspruchsvoll, weshalb diese Begehungsform als "Königsdisziplin" des Klettersports betrachtet wird. In Deutschland werden bei Wettkämpfen von den Herren aktuell Schwierigkeiten zwischen 9+ und 10+ UIAA (bzw. 7c+ und 8b/b+ französisch) verlangt, bei den Damen sind es 9- bis 10- UIAA(bzw. 7b+ bis 8a+ französisch).

Bouldern

Beim Bouldern klettern die AthletInnen ohne Seil in Absprunghöhe. Einen eventuellen Sturz fangen Weichbodenmatten ab.Das Ziel besteht beim Bouldern darin, möglichst schwere Bewegungsabläufe oder Einzelzüge zu bewältigen. Olympia bouldernAls man die ersten Wettkämpfe im Bouldern austrug, ging es vorrangig um das Beherrschen von Abläufen mit vielen möglichst kleinen Griffen. Inzwischen ist die Disziplin anspruchsvoller geworden. Wer hier bei Kletterwettkämpfen einen vorderen Platz erreichen will, benötigt eine erstklassige Athletik, eine sehr gute Beweglichkeit und zusätzlich ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Bouldern auf Spitzenniveau verlangt akrobatische Bewegungsabläufe, ungewöhnliche Körperpositionen und Sprünge in der Wand. Das sieht spektakulär aus und sorgt für jede Menge Action, was viele Zuschauer anzieht. Zusätzlich sind die Wettkampfmodi beim Bouldern äußerst zuschauerfreundlich. Dadurch wurde Wettkampfbouldern ein Zuschauermagnet. Auf nationaler Ebene müssen Männer den Bereich Fb 7c-8a, Damen Fb 6c-7b beherrschen, um bei Wettkämpfen eine Chance zu haben. Für ein entsprechendes Niveau ist beim Klettern bei Olympia also gesorgt.

Speed

Dass es beim Speedklettern um Geschwindigkeit geht, erschließt sich aus dem Namen. Die wichtigsten Fähigkeiten bzw. Eigenschaften sind Greif- und Trittpräzision sowie Schnell- und Maximalkraft. Hinzu kommt die wirklich hohe Geschwindigkeit beim Speedklettern, die auch mentale Fitness verlangt. Wettkämpfe werden über mehrere KO-Runden ausgetragen. Die Austragungsgeschwindigkeit, in der KletterInnen gegeneinander antreten, ist hoch. Wer sich hier gut positionieren will, benötigt eine sehr gute Schnellkraft und Kraftausdauer. Speedklettern wird schon sehr lange in Osteuropa – vornehmlich in Russland – gepflegt, in Deutschland ist die Tradition noch vergleichsweise jung.

Doch der DAV hat sich auch hier verdient gemacht und diese sehr interessante Disziplin gefördert, die nun durch den Olympic Combined Modus 2020 einen zusätzlichen Schub erhält. Es gibt inzwischen eine international standardisierte Speedwand. An dieser führen die AthletInnen eine feste Abfolge von Griffen aus. Das macht die Durchführung sehr gut messbar: Es sind dementsprechend im Speed an der Standardwand auch Weltrekorde möglich. Wenn die KletterInnen ihre Route fertig absolviert haben, betätigen sie einen Buzzer, der ihre Zeit stoppt. In der etwas höheren Wand erfolgt die Speedsicherung von oben mit dem Seil (toprope).

Das Dreikampf-Format Olympic Combined 2020 in Tokio

Kletter bei Olympia

Klettern wird olympisch: Das bedeutet bei dieser Sportart wie bei jeder anderen, die jemals in den Olymp aufstieg, dass die IOC-Verantwortlichen gemeinsam mit nationalen Verbandsgremium am Wettkampfmodus tüfteln. Das Ergebnis ist selten unumstritten, weshalb sich schon zwischen Olympia 2020 in Tokio und Olympia 2024 in Paris Änderungen andeuten. Für Tokio wurden Lead, Speed und Bouldern zum Olympic Combined zusammengefasst. Die drei Wettkämpfe finden an einem Tag statt, was von den AthletInnen eine sagenhafte Ausdauer verlangt. In Deutschland hat der DAV unmittelbar nach der Bekanntgabe des olympischen Modus’ 2020 diesen zu Zwecken der optimalen Olympia-Vorbereitung ins nationale Wettkampfprogramm aufgenommen. In Tokio wird es nur sechs Medaillen im Klettern geben. Die deutschen SportlerInnen sollen daher durch nationale Wettkämpfe maximal auf Olympia hin trainieren. Die Reihenfolge ist Speed – Bouldern – Lead. Es gibt die beiden Runden der Qualifikation und des Finales, für das sich die besten sechs SportlerInnen qualifizieren.

Im Jahr 2024 nun soll sich der Modus im Klettern schon wieder ändern. In Paris soll Speed eine eigene Disziplin sein, Olympic Combined wird es weiter als die Kombination Bouldern-Lead geben. Gleichzeitig sollen in Paris mehr Kletterer teilnehmen können (72 statt 40 in Tokio). Das IOC wird auf seiner Hauptversammlung am 24.06.2019 endgültig über die Aufnahme des Kletterns 2024 und die dann durchzuführende Form entscheiden. Der DAV begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich, der Veteran Jorg Verhoeven kritisierte allerdings die derzeitigen olympischen Modi. Dabei kämen Förderungen, so Verhoeven, am ehesten denjenigen SportlerInnen zugute, die vollkommen ins olympische Anforderungsprofil passen. Da mit diesem allerdings zumindest zwischen 2020 und 2024 noch experimentiert wird, erscheinen DAV-Verantwortlichen diese Bedenken momentan eher als unbegründet.